In einer groß angelegten Aktion haben deutsche Sicherheitsbehörden am Mittwoch in sechs Bundesländern sowie in Dänemark Durchsuchungen durchgeführt. Ziel der Razzia waren mutmaßliche Mitglieder der sogenannten Brigade N’Hamedu, einer international vernetzten Gruppierung, die verdächtigt wird, Gewalttaten bei Eritrea-Festivals organisiert zu haben. Die Beschuldigten stehen im Verdacht, Teil einer inländischen terroristischen Vereinigung zu sein, die mit Gewaltaktionen gegen die eritreische Regierung kämpft.
Ziel der Razzia: Verdächtige in leitenden Funktionen
Laut der Bundesanwaltschaft wurden im Rahmen der Razzia keine Festnahmen vorgenommen. Der Verdacht richtet sich gegen 17 namentlich bekannte Personen, die leitende Funktionen innerhalb des deutschen Ablegers der Brigade N’Hamedu innehaben sollen. Diese Gruppierung verfolgt das Ziel, die Regierung von Eritrea zu stürzen und ist für ihre gewaltsamen Aktionen bei Eritrea-Festivals bekannt. Bereits seit 2022 ist der deutsche Ableger aktiv und geht mit Gewalt gegen von der eritreischen Regierung unterstützte Veranstaltungen vor.
Gewalt bei Eritrea-Festivals: Krawalle und Verletzte
Die Ermittler werfen den Mitgliedern der Brigade N’Hamedu vor, Ausschreitungen bei sogenannten Eritrea-Festivals in Deutschland organisiert zu haben. Insbesondere bei Festivals in Gießen 2022 und Stuttgart 2023 kam es zu massiven Krawallen, bei denen insgesamt 39 Polizisten sowie zahlreiche Festivalteilnehmer verletzt wurden. In Stuttgart wurden etwa 230 Menschen festgenommen. Die Bundesanwaltschaft erklärte, dass einige Mitglieder der Brigade die Gewalt gegen deutsche staatliche Institutionen und Vertreter der Staatsgewalt als „legitimes Mittel“ betrachten, um ihre politischen Ziele durchzusetzen.
Internationale Dimension der Gewalt
Die Brigade N’Hamedu ist eine international vernetzte Gruppierung, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern wie Schweden und den Niederlanden für gewaltsame Ausschreitungen verantwortlich gemacht wird. Bei den Zusammenstößen in Den Haag im Februar 2024 wurde kürzlich ein mutmaßliches Mitglied der Organisation in den Niederlanden zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Mann soll eine führende Rolle innerhalb der Brigade sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland gehabt haben.
Durchsuchungen in sechs Bundesländern und Dänemark
Mehr als 200 Polizisten waren an den Durchsuchungen beteiligt. Insgesamt gab es acht Razzien in Hessen, vier in Nordrhein-Westfalen, drei in Bayern, zwei in Baden-Württemberg sowie jeweils eine in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz. Parallel zu den Durchsuchungen in Deutschland fand auch eine Razzia in Dänemark statt. Ziel war es, mutmaßliche Mitglieder der terroristischen Vereinigung ausfindig zu machen und ihre Strukturen zu zerschlagen.
Eritrea: Ein autoritärer Staat im Fokus
Eritrea, ein Staat am Horn von Afrika, ist seit 1993 unabhängig. Das Land, das sich nach einem jahrzehntelangen Krieg von Äthiopien trennte, wird von Präsident Isaias Afwerki autoritär regiert. Eritrea gilt als einer der weltweit am stärksten abgeschotteten Staaten, mit gravierenden Einschränkungen in den Bereichen Pressefreiheit und Menschenrechte. Die wirtschaftliche Lage des Landes ist ebenfalls problematisch, was zu zunehmenden Spannungen innerhalb der eritreischen Diaspora führt, die sich in gewaltsamen Protesten äußert.
Die groß angelegte Razzia und die Ermittlungen gegen die Brigade N’Hamedu verdeutlichen, wie ernst die Sicherheitsbehörden die Bedrohung durch inländische terroristische Vereinigungen nehmen. Die Gewalt bei den Eritrea-Festivals und die internationalen Verstrickungen der Gruppe werfen ein beunruhigendes Licht auf die eskalierenden Konflikte in der eritreischen Diaspora. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Ermittlungen entwickeln und welche weiteren Konsequenzen dies für die beteiligten Personen und die internationale Zusammenarbeit haben wird.