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Sussan Ley wird erste Parteichefin der australischen Konservativen

by Andrew Rogers
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Australiens konservative Liberal Party hat erstmals in ihrer Geschichte eine Frau zur Vorsitzenden gewählt. Sussan Ley, bisher Vize-Chefin der Partei, wurde am Montag zur neuen Parteiführerin bestimmt. Sie folgt auf Peter Dutton, der nach dem historischen Wahldebakel Anfang Mai zurücktrat. Die Wahl der 63-Jährigen markiert einen Richtungswechsel: Das moderate Lager setzte sich gegen den rechten Parteiflügel durch, der sich an US-Ex-Präsident Donald Trump orientiert. Ley soll nun die Partei aus der Krise führen und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.

Historische Wahl: Erste Frau an der Spitze der Liberal Party

Mit Sussan Ley übernimmt erstmals seit der Gründung der Liberal Party im Jahr 1944 eine Frau den Parteivorsitz. Die Entscheidung wurde nach intensiven Beratungen des Parteivorstands in Canberra bekannt gegeben. Ley gilt als Vertreterin des gemäßigten Flügels und genießt parteiintern wie öffentlich hohes Ansehen.

„Wir stehen an einem Wendepunkt – unsere Partei braucht Einheit, Verantwortung und eine neue Vision für Australien“, erklärte Ley in ihrer Antrittsrede.

Niederlage bei Parlamentswahl als Auslöser

Der Machtwechsel folgt auf die schwere Niederlage der Liberalen und ihrer Koalitionspartner von der National Party bei der Parlamentswahl am 3. Mai. Das konservative Bündnis verlor beinahe die Hälfte seiner Sitze im Unterhaus – ein historisch schlechtes Ergebnis. Premierminister Anthony Albanese von der sozialdemokratischen Labor Party konnte sich so eine zweite Amtszeit sichern.

Parteichef Peter Dutton, der als Architekt des Wahldebakels galt, trat nach parteiinternem Druck zurück. Seine Nähe zu Trump-nahen Positionen und eine als hart empfundene Rhetorik hatten viele Wähler abgeschreckt. Eine Analyse der Wahlforschung ergab, dass viele Australier gezielt gegen einen Rechtsruck gestimmt hatten.

Richtungsentscheidung gegen den Trump-Kurs

Innerhalb der Partei war umstritten, ob man als Antwort auf die Wahlschlappe den Kurs weiter nach rechts verschärfen oder sich wieder stärker in der politischen Mitte positionieren sollte. Der rechte Parteiflügel hatte gefordert, sich künftig deutlicher an Trumps populistischer Agenda zu orientieren.

Die Wahl von Sussan Ley signalisiert jedoch eine klare Absage an diesen Kurs. Ihr Sieg stärkt das moderate Lager, das auf Stabilität, Umweltschutz und sozialen Ausgleich setzt. Unterstützer hoffen, dass Ley die Glaubwürdigkeit der Partei wiederherstellt und neue Wählergruppen anspricht.

Ley bringt Erfahrung – trotz früherer Skandale

Sussan Ley bringt jahrelange Erfahrung aus Regierung und Parlament mit. Die gebürtige Britin, die in Nigeria geboren und in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufwuchs, zog im Alter von 13 Jahren nach Australien. Ihre politische Karriere begann sie in den 1990er-Jahren. Später war sie unter anderem Gesundheitsministerin und Umweltministerin.

2017 trat Ley als Gesundheitsministerin zurück, nachdem sie während einer steuerfinanzierten Dienstreise an die Gold Coast privat eine Immobilie gekauft hatte. Der Vorfall hatte öffentliche Kritik ausgelöst, doch Ley konnte sich politisch erholen und gilt seither als lernfähig und verantwortungsbewusst.

Herausforderungen: Parteireform und Vertrauensaufbau

Zu den größten Aufgaben Leys gehört nun die Neuaufstellung der Partei. In ersten Stellungnahmen kündigte sie an, parteiinterne Reformen anzustoßen und junge sowie weibliche Wähler gezielt anzusprechen.

„Wir brauchen mehr Vielfalt in unseren Reihen und ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen“, betonte sie.

Auch der Umgang mit sozialen Themen, Klimapolitik und wirtschaftlicher Gerechtigkeit soll nach Angaben von Parteifreunden wieder stärker in den Fokus rücken.

Internationale Reaktionen und Signalwirkung

International wurde Leys Wahl mit großem Interesse registriert. Beobachter sehen darin ein Zeichen für eine mögliche Neuorientierung konservativer Parteien weltweit – weg vom populistischen Stil à la Trump, hin zu einer sachlicheren und integrativen Politik.

Mit Sussan Ley an der Spitze beginnt für Australiens Konservative ein neues Kapitel. Die Wahl einer Frau, die für Ausgleich, Erfahrung und einen moderaten Kurs steht, könnte der Partei helfen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Ob ihr der schwierige Spagat zwischen Parteierneuerung und Geschlossenheit gelingt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

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