Kevin Kühnert, der ehemalige SPD-Generalsekretär, hat nun die wahren Gründe für seinen Rücktritt aus der Politik erklärt. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht Kühnert von Drohungen und Gewalt, die seine Entscheidung beeinflussten. Er betont, dass seine Sorge um die persönliche Sicherheit eine zentrale Rolle spielte. Der 35-Jährige war 2024 überraschend als Generalsekretär zurückgetreten und hatte sich nach der Bundestagswahl nicht mehr zur Wahl gestellt.
Drohanrufe und persönliche Angriffe
Kühnert berichtet von zahlreichen Drohungen und Übergriffen, die er während seiner politischen Karriere erlebte. Ein Vorfall in einer Berliner Straßenbahn blieb ihm besonders im Gedächtnis: „Drei Männer sprachen darüber, wie sie mir die Fresse polieren“, erzählt Kühnert. Diese Drohungen und der damit verbundene Stress hätten ihm deutlich gemacht, wie gefährlich es sein kann, in der Öffentlichkeit zu stehen.
Doch es war nicht nur die Gewalt von Neonazis, die Kühnert zur Aufgabe zwang. Auch die gesellschaftliche Gleichgültigkeit gegenüber politischen Bedrohungen gab ihm zu denken. „Es wird immer schwieriger, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen“, erklärt der Politiker.
Gesellschaftliche Veränderung und politische Realität
Kühnert beschreibt, wie sich das politische Klima in den letzten Jahren verändert hat. Früher war er ein aktiver Teil der Mehrheitsgesellschaft und engagierte sich gegen Rechtsextremismus. Heute beobachtet er jedoch einen Wandel. Der parlamentarische Arm rechter Strömungen finde zunehmend Zustimmung. „Es wird immer schwieriger, sich dieser Entwicklung zu widersetzen“, sagt Kühnert und erklärt, dass diese politische Veränderung auch seinen Rücktritt beeinflusste.
Einfluss persönlicher Erfahrungen auf die politische Haltung
Neben seinen politischen Erfahrungen spricht Kühnert auch über eine persönliche Veränderung. Laut „Die Zeit“ verliebte er sich vor einigen Jahren in einen Mann aus der FDP. Diese Beziehung brachte ihm bei, wie wichtig es ist, respektvoll mit politisch Andersdenkenden umzugehen. „Es braucht das Bewusstsein, dass der politische Gegner auch recht haben könnte“, so Kühnert. Diese Fähigkeit zur Auseinandersetzung fehle der Gesellschaft heutzutage zunehmend.
Ein möglicher Rückkehrgedanke
Kühnert schließt eine Rückkehr in die Politik nicht aus. „Ich habe nicht aus Frustration oder Überzeugung, dass die Politik überflüssig ist, zurückgezogen“, betont er. Der Rücktritt sei eine Entscheidung für den Moment gewesen, die durch persönliche und politische Erlebnisse motiviert war. Dennoch bleibt Kühnert offen für eine Rückkehr, falls sich die Umstände ändern.
Kühnerts Rückzug aus der Politik ist mehr als nur eine persönliche Entscheidung. Er wirft einen Blick auf die wachsende Gewalt und die gesellschaftliche Veränderung, die viele Politiker erleben. Auch wenn Kühnert nicht der einzige ist, der mit Drohungen konfrontiert wird, so zeigt seine Entscheidung doch die schwierigen Bedingungen für Politiker in Deutschland. Es bleibt abzuwarten, ob Kühnert eines Tages zurückkehrt und wie sich das politische Klima weiter entwickeln wird.