Deutschland plant zum ersten Mal, eine Astronautin oder einen Astronauten zum Mond zu schicken. Möglich machen soll das ein neues Ministerium für Technologie, Forschung und Raumfahrt, das von der CSU geleitet wird. Die Bundesregierung will damit gezielt in eine Schlüsseltechnologie der Zukunft investieren – mit Auswirkungen auf Sicherheit, Wirtschaft und Bildung.
Neuer Kurs: Deutsche Raumfahrt soll zur Chefsache werden
Im neuen Koalitionsvertrag der CDU, CSU und SPD steht es klar: „Wir streben an, dass eine deutsche Astronautin oder ein deutscher Astronaut im Rahmen einer internationalen Mission zum Mond fliegt.“ Doch das Vorhaben geht über Symbolpolitik hinaus. Mit einem eigenen Ministerium will die Bundesregierung Raumfahrt, Forschung und Technologie stärker bündeln.
CSU übernimmt Verantwortung für neues “Hightech-Ministerium”
Die Leitung des neuen Ministeriums übernimmt die CSU. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte bereits 2018 mit der Initiative „Bavaria One“ Raumfahrtpolitik angestoßen – damals noch belächelt. Heute ist daraus ein zentrales Zukunftsprojekt geworden.
Söder betont: „Bayern ist mit der Hightech Agenda Vorreiter in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, Fusionsforschung und Raumfahrt. Jetzt bringen wir diese Stärken auf Bundesebene.“
Professor warnt: Europa droht technologische Abhängigkeit
Für Professor Andreas Knopp von der Universität der Bundeswehr München ist der Schritt überfällig. „Raumfahrt war in Deutschland lange ein Randthema. Jetzt wird sie zur Regierungsaufgabe – das ist wichtig, um unsere Technologien auf europäischer Ebene sichtbar zu machen.“
Knopp weist auch auf internationale Beispiele hin: In Frankreich wurde Raumfahrt schon früh zur Chefsache erklärt. Präsident Macron integrierte das Thema direkt in den Élysée-Palast.
Neue Zuständigkeiten: Forschung und Raumfahrt unter einem Dach
Bislang war Raumfahrt in Deutschland auf mehrere Ministerien verteilt. Forschung gehörte zum Bildungsministerium, Anwendungen eher zum Wirtschaftsressort. Das neue Ministerium soll diese Bereiche erstmals bündeln.
Knopp erklärt: „Das schafft Klarheit und hilft, Förderungen gezielter zu steuern.“ Wichtig sei, dabei auch die enge Verbindung zwischen Lehre und Forschung zu bewahren. „Bildung darf nicht zu kurz kommen – gerade in Zukunftsbereichen wie Raumfahrt.“
Sicherheit und Verteidigung: Raumfahrt als strategische Infrastruktur
Ein weiterer Grund für den neuen Kurs: Die sicherheitspolitische Lage. Der Ukraine-Krieg habe laut Experten gezeigt, wie wichtig eigene Satelliten und Raketenstarts sind. „Wer keine eigenen Startkapazitäten hat, ist abhängig – und das ist gefährlich“, warnt Knopp.
Viele deutsche Missionen – darunter auch militärische Satelliten – wurden zuletzt mit Raketen von Elon Musks SpaceX gestartet. Die US-Firma bietet stabile Technik zu günstigen Preisen. Europa hingegen hängt bei der Entwicklung eigener Trägersysteme hinterher.
Deutschland zweitgrößter Geldgeber der ESA – aber kaum sichtbar
Obwohl Deutschland nach Frankreich der zweitgrößte Beitragszahler zur Europäischen Weltraumorganisation ESA ist, spielte das Thema politisch bisher kaum eine Rolle. Frühere Regierungen setzten kaum neue Impulse, oft wurde der Etat sogar gekürzt.
Die neue Regierung will das ändern – und Deutschland zu einem sichtbaren Akteur im All machen. Auch Unternehmen sollen davon profitieren. „Wir sehen hier große Chancen für Start-ups und Mittelstand“, so ein CSU-Sprecher.
Mit dem neuen Ministerium und der geplanten Mondmission setzt die Bundesregierung ein starkes Zeichen. Es geht um mehr als Prestige: Deutschland will technologisch aufholen und unabhängiger werden – auch im All.