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Angriffe auf Bahnmitarbeiter und Bundespolizei steigen weiter – Neuer Höchststand in Sicht

by Andrew Rogers
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Immer mehr Beschäftigte der Deutschen Bahn und Bundespolizisten werden Opfer von Gewalt und Drohungen. Im Jahr 2024 wurden bereits alarmierende Zahlen gemeldet – und auch 2025 zeigt in den ersten Monaten einen weiteren Anstieg. Die Bundesregierung sieht sich wachsender Kritik ausgesetzt.

Wie aus einer offiziellen Antwort des Bundesinnenministeriums hervorgeht, die dem Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch vorliegt, haben sich im Jahr 2024 insgesamt 3.151 Bahnmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Sicherheitskräfte von externen Dienstleistern an die Polizei gewandt. Sie erstatteten Anzeige wegen Körperverletzung oder Bedrohung. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Damit stieg die Zahl der Vorfälle im Vergleich zu 2023 (rund 2.800) und 2022 (etwa 2.750) erneut deutlich an.

Auch für das laufende Jahr 2025 zeichnen sich bereits in den ersten vier Monaten erneut höhere Zahlen ab. Eine Verbesserung der Situation ist bisher nicht in Sicht.

Die genannten Daten basieren auf der sogenannten Polizeilichen Eingangsstatistik. Diese erfasst alle Vorfälle, sobald sie der Polizei gemeldet werden. Experten gehen jedoch davon aus, dass es eine erhebliche Dunkelziffer gibt. Viele Taten werden gar nicht erst angezeigt, sei es aus Angst, Zeitmangel oder der Annahme, dass es ohnehin nichts bringt.

Ein besonderer Faktor im Jahr 2024 war zudem die Fußball-Europameisterschaft, die im Sommer viele Menschen in Bahnen und auf Bahnhöfen zusammenbrachte. Laut Innenministerium könnte dies teilweise die hohe Zahl erklären – doch Fachleute warnen: Die Gewalt sei längst ein dauerhaftes Problem geworden.

Noch drastischer ist die Entwicklung bei den Angriffen auf Bundespolizistinnen und -polizisten. Hier stieg die Zahl der Betroffenen im Jahr 2024 auf 10.726 – gegenüber 9.641 im Jahr 2023 und 8.125 im Jahr 2022. Die ersten vier Monate des Jahres 2025 verzeichnen bereits 3.879 Vorfälle mit betroffenen Beamtinnen und Beamten.

Erfasst werden nicht nur tätliche Angriffe, sondern auch Bedrohungen und Widerstandshandlungen gegen Polizeikräfte. Die Zahlen zeigen: Die Hemmschwelle, Staatsbedienstete anzugreifen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken.

Dietmar Bartsch, Fraktionsvize der Linken im Bundestag, zeigte sich angesichts dieser Entwicklung tief besorgt. Gegenüber dem RND sagte er: „Leider begreifen immer mehr Menschen, Bahnmitarbeiter und Polizisten als Prügelknaben der Nation. Diese Enthemmung ist inakzeptabel und stellt den Zuständen in unserem Land ein mieses Zeugnis aus.“

Er forderte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) auf, noch vor der Sommerpause konkrete Maßnahmen zu ergreifen. „Der Minister muss endlich handeln und einen Plan vorlegen, wie er die Zahl solcher Straftaten reduzieren will“, so Bartsch.

Gewerkschaften und Sicherheitsverbände warnen seit Jahren vor einer zunehmenden Gewaltbereitschaft gegenüber Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Die Deutsche Bahn investiert mittlerweile in mehr Sicherheitskräfte, Schulungen für Mitarbeiter sowie technische Maßnahmen wie Bodycams und Videobeobachtung. Auch die Bundespolizei versucht, mit gezielten Einsätzen auf besonders belasteten Strecken und Bahnhöfen gegenzusteuern.

Doch viele Beschäftigte fühlen sich weiterhin alleingelassen. In Gesprächen berichten sie von Beleidigungen, Anspucken, Bedrohungen – teilweise auch körperlichen Angriffen – im Arbeitsalltag. Die psychische Belastung ist hoch. Einige ziehen sich sogar aus dem Beruf zurück.

Der Deutsche Beamtenbund (dbb) fordert deshalb stärkere gesetzliche Maßnahmen. Präsident Ulrich Silberbach erklärte kürzlich: „Wer Menschen angreift, die für unsere Sicherheit und unser Gemeinwohl arbeiten, greift auch den Staat an. Solche Taten dürfen nicht als Bagatellen behandelt werden.“

Auch der Berliner Fahrgastverband IGEB zeigt sich alarmiert. In einer Mitteilung forderte der Verband bessere Schutzmaßnahmen für Fahrkartenkontrolleure und Zugpersonal. Dazu gehören Notfallknöpfe, mehr Polizei-Präsenz in Zügen sowie Kampagnen zur Gewaltprävention.

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