Beim traditionellen Osterfeuer in Trechwitz ging nicht nur Holz in Flammen auf. Eine selbst gebaute Brücke aus Totholz wurde als Zeichen des Protests gegen die schlechte Infrastruktur verbrannt. Die Aktion ist Teil einer langen Tradition im Ort – und wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das ganz Deutschland betrifft: kaputte Brücken.
Brücke aus 400 Totholzstämmen wird Symbol des Protests
In der Nacht zu Ostersonntag versammelten sich viele Menschen im kleinen Ort Trechwitz bei Brandenburg an der Havel. Was sie zu sehen bekamen, war mehr als ein gewöhnliches Osterfeuer. Der Freizeitverein Trechwitz hatte eine 30 Meter lange und 5 Meter hohe Brücke aus rund 400 Totholzstämmen gebaut – nur um sie kontrolliert abbrennen zu lassen.
„Die Brücke war ein Symbol für all die sinnlosen Bauwerke und das Versagen in der Infrastrukturplanung“, sagte Sebastian Gaidecka, Mitglied des Vereins. Besonders bezog sich der Protest auf die „Brücke ins Nichts“ bei Brandenburg an der Havel. Dieses teure Bauwerk wurde zwar fertiggestellt, kann aber bis heute nicht genutzt werden – weil die nötigen Straßenanschlüsse fehlen.
Ein brennendes Zeichen für ganz Deutschland
Brückenprobleme sind kein Einzelfall in Brandenburg. Überall in Deutschland leiden Städte und Gemeinden unter maroden Bauwerken. Sperrungen, Baustellen und Notlösungen bestimmen den Alltag vieler Pendler.
Ein aktuelles Beispiel ist die Ringbahnbrücke auf der A100 in Berlin. Diese wurde im März 2025 gesperrt, weil sich ein Riss im Tragwerk ausbreitete. Die Brücke stammt aus dem Jahr 1963 und wurde inzwischen abgerissen. Wann ein Ersatzbau kommt, ist unklar.
Auch Dresden kämpft mit ähnlichen Problemen: Im September 2024 stürzte ein Teil der Carolabrücke in die Elbe. Die Stadt wartet seither auf eine Lösung. In Magdeburg wurde eine Brücke am Damaschkeplatz gesperrt – schwere Schäden machen eine Nutzung unmöglich.
Laut dem Bundesverkehrsministerium sind rund 10 Prozent aller Brücken in Deutschland in einem schlechten Zustand. Das bedeutet: Tausende Bauwerke müssen dringend saniert oder ersetzt werden.
Eine Tradition mit ernster Botschaft
In Trechwitz hat das „kreative Abbrennen“ eine lange Geschichte. Schon seit 2005 wird jedes Jahr ein anderes Bauwerk aus Holz errichtet und beim Osterfeuer symbolisch zerstört. Zu sehen gab es dabei schon den Berliner Flughafen BER, eine Ritterburg oder sogar eine brennende Sphinx.
Trotz des unterhaltsamen Charakters der Veranstaltung ist die Botschaft klar: Die Menschen vor Ort wollen nicht länger zusehen, wie öffentliche Gelder verschwendet werden, während wichtige Infrastruktur verfällt.
„Wir nehmen das mit Humor – aber es ist eine ernste Sache“, sagt Gaidecka. „Eine funktionierende Infrastruktur ist kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für das Leben in Deutschland.“
Warum sind so viele Brücken marode?
Viele der betroffenen Brücken stammen aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Damals wurde schnell gebaut – oft mit einfachen Materialien und ohne die Belastung durch heutigen Schwerlastverkehr zu berücksichtigen.
Die Folge: Risse, Rost und marode Träger machen viele Brücken zu Sicherheitsrisiken. Gleichzeitig fehlt es vielerorts an Geld, Personal und klaren Zuständigkeiten für Sanierungen.
Ein weiteres Problem: Bauprojekte verzögern sich häufig durch lange Genehmigungsprozesse und fehlende Planungskapazitäten. Laut einer Untersuchung des Bundesrechnungshofs dauern Infrastrukturprojekte in Deutschland im Durchschnitt über zehn Jahre – von der Planung bis zur Fertigstellung.
Symbolische Brücke soll zum Umdenken bewegen
Die brennende Holzbrücke von Trechwitz mag eine kreative Protestform sein – doch sie steht für ein sehr reales Problem. Die Aktion zeigt auf, wie dringend Deutschland funktionierende, moderne Infrastruktur braucht. Statt Prestigeprojekten fordern Bürger wie in Trechwitz mehr Einsatz für Straßen und Brücken, die wirklich gebraucht werden.